Sonntag, 13. März 2016

[Writing a book] Kapitel 3 - Zentauri: der Weg zu meiner Selbst



Der Raum war imposant eingekleidet in prunkvoll verzierten Holzvertäfelungen. Diese Übermacht an Prunk erschlug mich regelrecht. Die Verzierungen zeigten mystische Fabelwesen, besetzt mit den verschiedensten Edelsteinen. In der Mitte des Raumes stand ein großer polierter Mahagonitisch. An Geld mangelte es meinen Entführern wohl nicht. Ein großer Kronleuchter erhellte den Tisch und somit die Dame, die mit geschlossenen Augen an ihm saß. Sie war alt, aber trotzdem strahlte sie eine Schönheit aus, die mich sie bewundern ließ. Ihre Ausstrahlung brachte mich aus der Fassung. Sie war eine wichtige Person, das war klar. Trotzdem beruhigte mich die Tatsache, dass sie eine Frau war immens. Ich fragte mich woher ich den Namen schon einmal gehört hatte. Lioba… Ich wusste, dass ich von ihr gehört hatte –den Namen hörte man nicht sehr oft-, aber ich konnte mich nicht daran erinnern.
Hinter mir erklang ein ungeduldiges Räuspern. Erbost drehte ich mich zu Leto. Zeit herauszögern fand ich gerade ziemlich angenehm und Letos Drängen passte mir da ganz und gar nicht in das Konzept. Die Frau am Tisch öffnete ihre Augen, fokussierte mich wissend. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Diese Augen… noch nie hatte ich so eine Weisheit, Autorität und Stärke gesehen, wie in diesen Augen. >>Hallo Elif, wir haben eine Menge zu besprechen, nicht wahr?!<< Ihre Stimme war weich,sanft und lockte mich regelrecht zu ihr. Zögerlich setzte ich mich in Bewegung, wollte mich ihr nähern um endlich die Wahrheit zu erfahren. Leto stand immernoch hinter mir. Seine Angespanntheit füllte den ganzen Raum und sprang auf mich über. >>Ja das kann man wohl sagen. Ich kann mich ja nicht mal mit dieser Abartigkeit von Körper an einen normalen Tisch setzen! Was habt ihr mit mir gemacht?<< In meinen Augen spürte ich wieder brennende Tränen. Ich wollte nicht weinen, vor allem nicht vor Leto. >>Kann er gehen?<< Stur heftete ich meinen Blick auf den Boden, um nicht die Kontrolle über meine Tränen zu verlieren. Lioba lächelte. >>Leto, bitte lass und allein, wenn ich Hilfe benötige, lasse ich nach dir rufen.<< Er schnaubte erbost, drehte sich um und verließ den Raum. Endlich konnte ich meinen Tränen freien Lauf lassen. Vor Lioba war es mir nicht so unangenehm, obwohl ich sie nicht kannte. Ihre Ausstrahlung vermittelte mir, dass sie mich nicht deshalb verurteilen würde. >>Nun komm schon her mein Kind.<< Schniefend wischte ich mir die Tränen vom Gesicht und lief auf sie zu. Da ich nicht wusste, was genau ich tun sollte, legte ich mich ihr zu Füßen. So konnte mein Oberkörper aufrecht bleiben und ich war fast auf Augenhöhe mit ihr. Lioba griff sanft nach meiner linken Hand, umschloss sie. Die Berührung tat gut. Ich beruhigte mich und sah zu ihr auf. >>Es tut mir leid, dass du vorübergehend runter in das Verließ gebracht wurdest. Wir wussten nicht, wie du reagieren würdest. Du bist sehr kräftig und kannst nun sehr viel Schaden anrichten. Wir wollten dich in erster Linie schützen.<< Den Kopf schüttelnd versuchte ich meine Stimme wiederzufinden. >>Ich verstehe das alles nicht. Leto meinte, dass meine Mutter Bescheid wisse, aber ich weiß, dass sie das niemals zulassen würde!<< Ich konnte und wollte das nicht glauben. Meine Mum liebte mich. Sie hatte ja nur noch mich, also wieso sollte sie ihrem einzigen, letzten Familienmitglied so etwas antun? >>Ich verstehe, dass du das nicht glauben kannst und dass die ganze Situation dich überfordert. Normalerweise werden Zentauri schon in diesem Körper geboren. Auf dir liegt allerdings ein Fluch, der ausgesprochen wurde um dich zu beschützen, um die Rasse zu beschützen. Seit tausenden von Jahren herrscht ein erbitterter Krieg zwischen den Zentauri und den Lapithen. Der Krieg erreichte seinen Höhepunkt, als die Zentauri fast vollkommen ausgelöscht wurden. Die Lapithen sind ein grausames, herrschsüchtiges Volk von riesenhafter, siegerischer Natur. Alle verbliebenen Zentauri entschieden sich dazu, alles Erdenkliche zu tun um ihren Fortbestand zu sichern. Auf die Zentauri wurde ein mächtiger Fluch gelegt, der die nächsten Generationen als Menschen leben ließ. Die entstandenen Zentaurikinder mussten an die normale Menschenrasse weitergegeben werden, um den Fluch zu schützen. Hätten die Lapithen davon erfahren, dann hätte nicht mal der Fluch schützen können. Nach der 50. Generation, sollte dieser Fluch aufgehoben werden. Diese Generation der Zentauri findet zum Sommer ihres 18. Lebensjahres wieder zurück zu ihrer selbst. Elif, du bist ein Zentaur und du bist nun auf den Weg zu deinem wahren Selbst. Wir werden dich begleiten, dich schützen und ausbilden.<< Vor meinen Augen tanzten schwarze Pünktchen. Ich fühle keinen Boden mehr unter mir, fühlte mich weit weg von meinem Körper. Zentauri… Ihre Geschichte ergab Sinn, doch sie war gleichermaßen so verrückt, dass ich es einfach nicht glauben konnte und was meinte Lioba damit, dass die Zentaurikinder an die normale Menschenrasse abgegeben werden mussten? Hieß das meine Mutter war nicht meine Mutter? >>Ich… ich kann das einfach nicht glauben. Aber ich sehe es, sehe meinen Körper und allmählich kann ich mich auch nicht mehr an die Wirkung einer Droge klammern. Was… was meinst du damit, dass die Zentaurikinder an die ‚normale Menschenrasse‘ weitergegeben musste? Meine Mum ist doch meine Mum?!<< Auf meiner Stirn bildete sich kalter Schweiß, perlte von ihr und rann sich seinen Weg meiner Schläfe entlang. Ich spürte einen Knoten in meiner Brust, der mir das Atmen erschwerte, mich erdrückte.
Lioba senkte ihre Stimme. Ihr Blick verhakte sich in meinen, versuchte mich zu halten, mir Schutz zu versprechen.
>>Nein, du hast das richtig verstanden Elif… Deine Eltern sind nicht deine leiblichen Eltern. Malija ist nicht deine leibliche Mutter, aber sie hat unserem Volk gedient.<<

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