Freitag, 11. März 2016

[Writing a book] Kapitel 1 - Zentauri: der Weg zu meiner Selbst


Dunkelheit. Kälte. Nichts.
Das alles empfing mich, als ich meine Augen öffnete. Ich versuchte mich zu erinnern, was vorgefallen war. Ich war auf einer Semester-Party und hatte einiges getrunken, aber normalerweise wachte ich nach einer Party nicht in einem grotesken, dunklen und kalten Raum auf. Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, aber ich war in einem komischen benebelten Zustand. Einnehmende Angst machte sich in mir breit. Ich wusste nicht wo ich mich befand und ich fragte mich, wie ich hier her gekommen war. Wo war ich? Was machte ich hier? Mein Körper fühlte sich taub, fremd an. Es war als ob ich nicht in meinem Körper war, sondern von oben darauf hinab sah, aber trotzdem fühlte ich diesen seltsam tauben Körper. Ich fühlte mich an den Zustand erinnert, als mir die Weisheitszähne gezogen worden waren und der Arzt mir eine Betäubungsspritze verpasst hatte. Meine Lippen waren damals so taub, dass ich nicht mal mehr das Glas an ihnen spürte, wenn ich trank. Aber diesmal waren nicht nur meine Lippen taub. Mein ganzer Körper war von diesem Gefühl überzogen. Die Angst schnürte mir die Kehle zu. Mein Atem beschleunigte sich und ich schalt mich selbst, mich zu beruhigen. Ich atmete tief ein und aus und sah mich um. Es war zu dunkel um Einzelheiten zu erkennen, aber es wirkte auf mich wie eine Art Höhle. Von der Decke tropfte stetig Wasser. PLOP...PLOP... Die Wände waren aus kaltem Stein, der Boden uneben und jedes Geräusch meiner Bewegungen hallte in diesem Raum wider.
Ich schluckte, versuchte aufzustehen, mich zu erinnern was passiert war, doch nach nicht mal zwei Schritten landete ich wieder auf meinem Allerwertesten. Ich knallte hart auf den kalten Boden. Frustriert, den Tränen nahe legte ich meine Hände auf meine Knie. WAS ZUM TEUFEL?? Unter meinen Fingerkuppen spürte ich weiches, dichtes Fell. FELL?? Entschlossen zupfte ich daran in der Hoffnung es würde sich um eine extrem unmodische Leggins oder Strumpfhose handeln (heutzutage waren ja die unmöglichsten Sachen Mode). AUA! Es tat weh. Es gehörte zu mir. Die Träne, die schon eine Weile in meinem Auge gebrannt hatte, löste sich. Das.... das … das konnte nicht wahr sein? Träumte ich? Hatte mich jemand unter Drogen gesetzt? PLOP... PLOP... das Tropfen machte mich wahnsinnig. Mutig fuhr ich mit der Hand über mein Bein. Wieder fühlte ich mich, als ob ich nicht in meinem Körper steckte. Ich spürte das dichte, kurze Fell und auf eine eigenartige Art und Weise empfand ich es als beruhigend über das Fell zu streichen. Es fühlte sich gut an. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. Ich konnte keine Türe erkennen. Hier war kein Lichteinfall, was mich noch mehr beunruhigte. Ich wollte hier raus, doch es sah danach aus, dass es keinen Ausweg gab.
Zögerlich versuchte ich mich aufzurichten um die Wände abzutasten, einen Ausweg zu finden, aber diese Beine... sie waren nicht meine. Ich stöhnte auf und hoffte wieder auf einen Traum. Das konnte alles nicht der Wirklichkeit entsprechen. PLOP... PLOP... Ich stoß einen entnervten Seufzer aus und versuchte mich abermals aufzurichten. Diesmal gelang es mir mich hochzukämpfen. Stützend legte ich meine Hände an die kühle, raue Steinwand, versuchte ein paar Schritte zu gehen. Es kam mir so vor als hätte ich aufeinmal ein paar Beine zu viel. Ich stolperte und fing mich in letzter Sekunde bevor ich volles Rohr auf die Zwölf gelandet wäre. Nochmals setzte ich mich in Bewegung und bei jedem Schritt horchte ich auf. Ich vernahm ein Klappern und dieses ständige PLOP...PLOP... PLOP. Das Tropfen wurde immer lauter, aber da war noch ein anderes Geräusch. Waren das Schritte? Konzentriert lauschte ich meiner Umgebung. Tatsächlich hörte ich weit entfernte schlürfende Schritte. >>Hilfe!!!<< Hoffnung stieg in mir auf und ich klopfte verzweifelt gegen die Steinwand. Die Schritte stoppten kurz, wurden energischer und näherten sich dem schrecklichen Raum, in dem ich mich befand. >> Hilfe! Verdammt was ist hier los?<< Ich fühlte wie weitere heiße Tränen meinem Gesicht hinabrannen. Nun waren die Schritte verstummt. Intuitiv wusste ich, dass die Person genau vor diesem Raum stehen musste. Diese ganze Situation war so fremd, so eigenartig. >>Bitte rede doch mit mir! Ich.. ich weiß nicht was ich hier mache und ich will nachhause. Ich werde niemanden von alledem erzählen, das verspreche ich!<< Ich traute meinen Ohren nicht, doch ich vernahm tatsächlich ein belustigtes Glucksen. Er (?), lachte mich aus? Ich wurde wütend. Die Hitze stieg mir ins Gesicht und ich war kurz davor zu der Stelle des Raumes zu hechten und mit den Fäusten auf die Wand einzuschlagen. Doch irgendetwas hielt mich zurück. Es war die Angst, die Person würde wieder gehen, die Hoffnung auf Rettung.
>>Ich öffne nun die Pforte, bitte bleibe ruhig. Ich tue dir nichts. Ich möchte dir helfen, deshalb bist du auch hier. Ich weiß das klingt seltsam, aber so ist es.<< Eine Männerstimme. Ich war froh, dass er endlich zu mir sprach, aber ich wusste nicht was ich von seiner Aussage halten sollte. Mir helfen? Bevor ich hier war, ging es mir fantastisch. Was dachte meine Mum nur? Hoffentlich hatte sie schon die Polizei eingeschaltet. Ich spürte einen stechenden Schmerz in der Brust. Meine Mutter... sie machte sich so schnell Sorgen um mich. Sie würde umkommen vor Sorge und das schmerzte mich umso mehr. Meine Mum war mein Ein und Alles. Alles was ich noch hatte, seit mein Vater und mein Bruder bei einem Jagdunfall ums Leben kamen. Ich musste vernünftig bleiben -für sie-, den Schmerz nicht die Überhand gewinnen lassen. Tapfer schluckte ich meinen Ärger hinunter und spielte die coole. >>Alles klar, jetzt mach schon die verdammte Tür oder Pforte, was auch immer auf! So langsam bekomme ich Platzangst!<<, murrte ich. Lauter mahlender Stein dröhnte, hallte in diesem ekelhaft großen Raum wider. Die Wand stob sich stockend entzwei. Licht strömte in den einst dunklen Raum. Hell. Meine Augen schmerzten und ich hielt mir schützend beide Hände vor das Gesicht. Ich vernahm einen Schatten, der auf mich zukam. Instinktiv schutzsuchend rückte ich so nah es ging an die Felswand und sank in die Knie. Von der Hoffnung war nicht mehr viel übrig. Die Angst gewann und drängte die Hoffnung in die Ecke. Allmählich ließ der Schmerz in meinen Augen nach und ich konnte seine Umrisse, seine Silhouette erfassen. Ich fragte mich, wer dieser Mensch war. Ein kaltblütiger Entführer und Mörder, der mit mir seine perversen Spielchen spielen wollte? Nach und nach erkannte ich weitere Details. >>Hab keine Angst. Ich will dir wirklich nur helfen.<< Seine Stimme war rau, aber es lag eine Sanftheit in ihr, die mich trotz meiner Angst seinen Worten Glauben schenken ließ. Er war groß und breit gebaut. Athletisch. Kurz rechnete ich mir meine Chancen einer Flucht aus und kam zu dem Ergebnis es definitiv nicht zu versuchen. Ich würde verlieren. Haushoch. Vorsichtig streckte er mir seine Hand entgegen, um mir aufzuhelfen. Misstraurisch griff ich nach ihr und ließ mich hochziehen. >>Wer bist du und was mache ich hier?<<, meine Stimme klang brüchig. Ich ärgerte mich darüber. Ich wollte stark wirken. Ich war immer stark! Er sah mir lange direkt in die Augen. Es war unangenehm, doch ich wollte keine Schwäche zeigen, hielt dem harten Blick stand. >>Mein Name ist Leto. Warum du hier bist klären wir oben. Komm mit.<< Seine Stimme hatte etwas befehlerisches in sich, das mir ganz und gar nicht gefiel. Was glaubte er wer er sei? Wir Frauen hatten uns die Emanzipation nicht sinnlos erkämpft und ich würde mich garantiert nicht rumschubsen lassen, wie ein kleines dummes Mädchen. Aber ich hatte keine andere Wahl, ließ mich mit leichtem Widerwillen von ihm führen. Wir traten ins Licht und endlich konnten meine Augen meinen tauben Körper hinabwandern. Ein greller Schrei wich aus meiner Kehle. Meine Beine waren die eines Tieres und anstelle meiner Füße erblickte ich Hufe. Als ich das registrierte, war das Licht wieder weg. Ich sackte in mich zusammen und sank in pure Dunkelheit.
Ich wurde ohnmächtig.

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